Mittwoch, 5. Februar 2014

"Märkte sind Gespräche"

Die Märkte sind da - doch wo sind die Gespräche?

1999 entstand das "Cluetrain-Manifesto" mit 95 Thesen zur Zukunft der Beziehungen zwischen Unternehmen und Kunden. These 1: Märkte sind Gespräche.

Märkte sind Gespräche. Klingt logisch. Die Zeiten sind ja längst vorbei, als es zum geschäftlichen Erfolg allein noch ausreichte, möglichst viel Werbematerial unters Volk zu bringen. Obwohl das offensichtlich noch nicht überall gilt: Die Flut an Prospekten, die mir seit meinem Umzug in die Provinz wöchentlich ins Haus flattert, ist gigantisch (und die Altpapiertonne entsprechend dimensioniert). Wobei auch schnell klar wird, dass hier nur einer spricht: Der Preis. Und weil der Preis so laut spricht, hören ihn alle und sprechen über ihn: "Waaas, du hast 2,99 für die Hähnchenschenkel bezahlt? Meine haben nur 2,72 gekostet." Wobei sich bei näherer Betrachtung die Packungsgrößen etwas unterschieden - im Endeffekt kostete 1 kg Hähnchenschenkel in zwei verschiedenen Supermärkten genau 2,72 Euro. Ein Schelm, der Böses dabei denkt - die werden doch nicht etwa miteinander geredet haben? Egal jetzt, ich schweife ab. Und wenn ich erstmal ins Schweifen komme, dann könnte es sein, dass ich mich sehr darüber aufrege, dass ein Kilo Hähnchenschenkel nur 2,72 Euro kostet. Also kehre ich mal lieber zu meinem heutigen Anliegen zurück.

Auf meiner Deutschlandtournee 2014 "Online-Marketing für Handwerksbetriebe" und hier vor Ort erlebe ich es täglich: Dem Preiskampf und Massengeschäft wie z.B. auf "My Hammer" wollen sich nur die wenigsten aussetzen. Für alle anderen ist klar: Wir gewinnen über Qualität! Jahaa, das lässt sich so leicht dahin sagen, aber...

... wie schaffen wir es denn, die (potenziellen) Kunden davon zu überzeugen, dass Qualität was kostet? Durch Gespräche, klar. Aber reichen die Gespräche von Angesicht zu Angesicht heute noch aus? Nein. Das meinen jedenfalls die Betriebe, mit denen ich in meinen Seminaren ins Gespräch komme. Wie aber dann?

Halte deine Kunden so unwissend wie möglich.

Diese Frage beantworten scheinbar die Heerscharen von SocialMedia-Beratern, die ihren Kunden versprechen, die gewinnbringenden Gespräche in deren Auftrag zu führen und gegen (mal mehr mal weniger) Geld alle "SocialMedia-Kanäle" zu bedienen. Oberstes Prinzip scheint dabei zu sein: Halte deine Kunden so unwissend wie möglich. Es könnte sonst jemand merken, wie absurd - und mitunter schädlich - es ist, wenn z.B. ein kleines Handwerksunternehmen von seinen "Kunden" 276 mal äußerst positiv und nicht ein einziges Mal negativ bewertet wurde. Oder wenn ein seriöser Handwerksbetrieb auf Google+ mit einem Seifenhändler und einem Erotikversand verknüpft ist.

Alle, die sich im SocialMedia-Gewerbe tummeln, wissen, wovon ich rede und sie wissen, dass diese beiden Beispiele um -zig weitere ergänzt werden könnten. Deshalb kratze ich an dieser Stelle die Kurve und verfolge fortan den Weg, den mir meine aktuellen Kunden aufzeigen - und ich gehe mit ihnen gemeinsam neue Wege.

Mir sind wissende Kunden lieber.

Ich unterstütze also künftig kleinere und mittelgroße - regional verankerte - Unternehmen dabei, ihre jeweiligen Märkte auch mittels echter Gespräche zu pflegen und zu erweitern. Ich zeige diesen Firmen Möglichkeiten auf, wie sie das Internet und die vielfältigen Formen der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten für Gespräche nutzen können und bereite ihnen bei Bedarf den Weg. In erster Linie mache ich die Unternehmen aber "wissend". Nur wer wenigstens ansatzweise weiß, wie "das Internet" bzw. die Kommunikation darüber funktioniert, wo die Chancen aber auch die Risiken liegen oder wer die unterschiedlichen Akteure mit jeweils verschiedenen Motiven ein wenig kennt, kann auch beurteilen, welcher Dienstleister oder welche Dienstleisterin passend ist und Qualität von Quantität trennen. Oder der Betrieb kann die Sache (zum Teil) selbst in die Hand nehmen, wenn Zeit und Lust dafür vorhanden sind. Suchmaschinenoptimierung ist schließlich auch nur ein Handwerk - und wer sagt denn, dass Handwerker/innen keine Lust auf Gespräche haben?

Das Wichtigste ist mir, die Kunden zu ermutigen und dabei zu unterstützen, authentisch und professionell zugleich ins Gespräch mit ihren (potenziellen) Kunden und anderen Interessierten zu kommen. Ich verspreche keine 1000 Facebook-Likes in 3 Monaten und auch nicht den ersten Platz im Google-Ranking. Ich verspreche aber, die Betriebe auf ehrliche Weise und mit ensprechenden handwerklichen bzw. kommunikativen Fähigkeiten bei Kundenbindung und -gewinnung zu unterstützen oder/und sie fit dafür zu machen, die wichtigsten Schritte selbstständig gehen zu können. Damit Sie im Netz gefunden und geschätzt werden. Und die Gespräche von Angesicht zu Angesicht fortsetzen können.

So, nun habe ich das gemacht, was man in einem Blog eigentlich nicht tun sollte: Werbung in eigener Sache. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht. Wie und wo sonst hätte ich besser erklären können, was ich jetzt tue, warum ich hier so lange geschwiegen habe, wohin die Reise gehen soll?

Tja, wo soll die Reise hingehen? Lange habe ich überlegt, ob ich - wie bisher - zwei Internetauftritte parallel weiterführen soll. Denn "nebenan" auf www.civitano.de liegt ja mein Konzept für ein modernes regionales Marketing schon lange bereit. Hier wie dort gab es eigentlich vieles zu berichten - ich hätte mich allerdings mal beizeiten entscheiden müssen, wie ich mit diesen beiden Seiten meiner Medaille umgehen soll.

Und eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, eines von beiden einzustellen. Aber...

... so leicht trennt es sich eben nicht. Und nun - während des Schreibens - ist die Entscheidung gefallen: Beides bleibt. Künftig werde ich hier von meinen Erfahrungen mit Märkten und Gesprächen schreiben und Neues zum Thema berichten. Drüben auf civitano werde ich dann mehr die Geschichten aus der vernetzten Provinz erzählen bzw. über den Weg dorthin (und er wird lang).

Was nicht bleibt, sind meine drei verschiedenen Twitter-Profile. Das private Profil "lifestyle in grün" werde ich fortführen und dort auch sicher ab und zu etwas zum Thema "Erneuerbare Energien" zwitschern, mein civitano-Profil habe ich gelöscht und dafür mein "EnergieKommunikation"-Gezwitschere umbenannt in civitano - meine 303 Follower mögen es mir verzeihen, dass ich den Account nun nutze, um zu den Themen SocialMedia, Handwerk oder regionales Marketing etwas beizutragen. Allen, die das nicht so interessiert, sage ich ein herzliches Dankeschön fürs bisherige Folgen.

So, und nun bedanke ich mich auch herzlich für das Interesse hier und sende beste Grüße aus dem Harz! Wir sehen uns - irgendwo, irgendwann und vielleicht sogar "in echt". Gelegenheiten zu echten Gesprächen gehe ich ja selten aus dem Weg ;-)


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