Donnerstag, 3. November 2011

Biomasse-CCS macht CO2-Speicherung grün - oder doch nicht?

Bevor ich mein eigentliches Thema beschreibe, eines vorweg: Ja, ich lese regelmäßig den IZK-Newsletter und ja, das IZ Klima (Informationszentrum für CO2-Technologien e.V.) ist ein Zusammenschluss der Energiewirtschaft. Auf der Mitgliederliste finden sich z.B. ThyssenKrupp, EnBW, E.ON, GE und viele andere illustre Namen. Ich informiere mich halt möglichst vielseitig - die Einteilung der Welt in Freund und Feind ist mir schon immer schwer gefallen. Mein berufliches und persönliches Engagement gilt aber den freundlichen - erneuerbaren - Energieträgern.

Also, heute im aktuellen IZK-Newsletter stieß ich auf ein Thema, das mir bis dato irgendwie "durchgerutscht" war: "Biomasse-CCS: Großes Potenzial und offene Fragen". Ich hatte zunächst mal große Fragen: Biomasse-CCS? Was ist das? Ist das besser als Kohle-CCS? Und wenn ja, warum?

Hintergrund des Beitrags war ein internationaler Bio-CCS Workshop im britischen Cardiff, der über Möglichkeiten diskutierte , durch Biomasse-CCS negative Emissionen zu generieren.

Negative Emissionen: Die Gewinnung von Energie aus Biomasse gilt ja als CO2-neutral, da die Pflanzen beim Verarbeitungsprozess genauso viel CO2 freisetzen, wie sie vorher in der Wachstumsphase aufgenommen haben. Wird jetzt also dieses CO2 abgeschieden und unterirdisch gelagert (CCS - Carbon Capture and Storage), so kann man von einer "negativen Emission" sprechen. Anders ausgedrückt: Auf diese Weise wird der Atmosphäre CO2 entzogen.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte eine Studie in Auftrag gegeben - ECOFYS, ein Beratungsunternehmen für Erneuerbare Energien, schreibt dazu:
"Durch die Kombination von Biomasse und der CCS-Technologie könnten im Jahr 2050 weltweit jährlich bis zu 10 Gigatonnen CO2-Emissionen weniger in die Umwelt gelangen. ... Biomasse in Kombination mit der CCS-Technologie ist eine der wenigen Möglichkeiten, durch die eine Verminderung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre tatsächlich möglich ist und die wahrscheinlich notwendig zur Erreichung der strengen Klimaschutzziele ist."
Auch der Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen (kurz SRU oder Umweltrat) bezieht sich in seinem Gutachten "Wege zur 100 % erneuerbaren Stromversorgung" auf Seite 38 positiv auf Biomasse-CCS: Die Anwendung von CCS in Verbindung mit der Kohleverstromung würde
"in Konkurrenz treten ... mit einer zukünftigen Anwendung von CCS in Verbindung mit Biomasseverbrennung. Während die Kombination von Kohlekraftwerken mit CCS weiterhin zu – wenn auch geringeren – Emissionen führt, kann durch Kombination von Biomassenutzung mit CCS der Atmosphäre CO2 entzogen werden. Dies kann ... in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts notwendig werden, um die Einhaltung des 2°C-Ziels zu ermöglichen. ... Um nachfolgenden Generationen möglichst viele Optionen zur Treibhausgasminderung offen zu halten, erscheint deshalb ein Verzicht auf Kohle-CCS im Sinne der Nachhaltigkeit geboten."
Ein klares Bekenntnis also zur Biomasse-CCS.

Bleiben dennoch die Fragen nach Speicherung und geeigneten geologischen Formationen und ob die Bevölkerung "Bio-CO2" unter der Erde irgendwie besser findet als "Kohle-CO2". Abgesehen davon erspart uns auch die Biomasse-CCS ja nicht die Betrachtung des Nachhaltigkeitsfaktors. Das IZK schreibt dazu in seinem Kurzbericht über den Workshop: 
"Die Kombinationen von Biomasse und CCS ...wecke zwar große Erwartungen, allerdings stelle die Sicherstellung einer nachhaltigen Produktion der Biomasse sowie deren Verfügbarkeit eine große Herausforderung dar. Besonders sei die Konkurrenz von Anbauflächen zur landwirtschaftlichen Nutzung und zur Nahrungsmittelproduktion zu beachten. ... In den USA wird derzeit ein Projekt gefördert, in dessen Rahmen in den nächsten drei Jahren 2,5 Millionen Tonnen CO2 aus der Bioethanolproduktion gespeichert werden sollen – und das bei einem Preis von 50 Euro pro Tonne abgeschiedenen, transportierten und gespeicherten CO2. Grundsätzlich aber gebe es noch viele Fragen zu klären, weshalb das Thema Biomasse-CCS oben auf die politische Agenda gesetzt werden müsse."
Nach diesem kurzen Einstieg in die Thematik "Biomasse-CCS" komme ich zu dem Schluss, dass es unter Klimaschutzaspekten sicher eine interessante Option ist, negative CO2-Emissionen zu produzieren. Und hätten wir die Entscheidung zu treffen "Kohle- oder Bio-CCS?" würde ich mich wohl für Letzteres entscheiden. Die mit der CO2-Speicherung verbundenen Fragen und Risiken aber sind die gleichen.

Biomasse-CCS macht den Vorgang der CO2-Speicherung nicht grüner, sie könnte aber zu einem Instrument im Kampf gegen die fortschreitende Klimaerwärmung werden. Ich bin gespannt auf die weitere Diskussion.

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